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Maria Loley
2024 jährt sich der 100. Geburtstag von Maria Loley. Die „Grande Dame“" der österreichischen Flüchtlingshilfe (u. Briefbombenopfer) hat im Weinviertel viele Spuren hinterlassen.
Lebenslauf von Maria Loley
1924 Maria Loley wird als ältestes von fünf Kindern am 22. November in Poysdorf im niederösterreichischen Weinviertel geboren.
1945 Maria beteiligt sich in ihrer Heimatstadt an der Betreuung der Flüchtlinge und Überlebenden des „Brünner Todesmarsches“ und infiziert sich selbst mit Ruhr, Typhus und Tuberkulose.
1949 Abschluss der Ausbildung zur Fürsorgerin in Wien mit dem Staatsexamen. Eintritt in den Karmeliterorden, aus dem sie nach neun Monaten wegen schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigungen entlassen wird.
1951 bis 1953 Arbeit in einem Flüchtlingslager in der Steiermark.
1954 Eintritt in das Benediktinerinnenkloster St. Gabriel in der Steiermark; wiederum Entlassung wegen ihrer belasteten Gesundheit.
1956 bis 1959 Fürsorgerinin St. Johann im Pongau.
1959 bis 1975 Fürsorgerin im Jugendamt von Mistelbach.
1976 bis 1979 Aufbau des Psychosozialen Dienstes im Weinviertel, Gründung der Familienberatung und der Sozialstation Poysdorf.
1981 bis 1989 ehrenamtliches Engagement in der Polenhilfe; z.B. Hilfstransporte nach Polen. Adoption des 18-jährigen Thaddäus.
1992 Beginn des Engagements für Flüchtlinge aus den Jugoslawienkriegen.
1994 im September erhält Maria Loley den erstmals ausgeschriebenen und mit 100.000 Schilling dotierten Preis des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlingshilfe UNHCR. – Das Geld kam ausschließlich Notleidenden zugute. „Frau des Jahres“ von ORF Niederösterreich.
1995 Ehrenring der Stadtgemeinde Poysdorf.
Anerkennungspreis der Bruno-Kreisky-Stiftung für Verdienste um die Menschenrechte.
Am 16. Oktober 1995 Briefbombenattentat wegen ihres Engagements für Flüchtlinge. Gründung der „Bewegung Mitmensch – Flüchtlingshilfe Poysdorf“.
1996 „Frau des Jahres“ des Fernsehsenders ARD Übersiedlung nach Wien in das Priesterseminar.
1997 bis 2003 Herzoperation und wiederholt schwere Erkrankungen (Schlaganfall, Herzinfarkt u.a.); daneben Einsatz im Verein „Bewegung Mitmensch – Hilfe für Menschen in Not“, Vortragstätigkeit, Beratung und Begleitung.
1998 Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich in Würdigung ihres besonders persönlichen, sozialen Engagements vor allem in der Flüchtlingsintegration in Poysdorf und bei der Gründung der Sozialstation Poysdorf als Modell der mobilen Betreuung alter und kranker Menschen in ihrer Wohnung.
2003 Übersiedlung in das Heim Mater Salvatoris in Pitten.
2004 Die Erzdiözese Wien ehrt Maria Loley mit dem Stephanusorden in Gold.
2005 Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich aufgrund ihres sozialen Verantwortungsgefühls und ihres großen Engagements für Solidarität und Menschenrechte
2006 Auszeichnung der Islamischen Föderation, Wien, für ihren hervorragenden Einsatz und das Engagement für die Kriegsopfer, die unmenschlichen Bedingungen ausgesetzt waren. „Wir haben nur noch Allah und Maria (Loley)“ – Ausspruch einer Betroffenen.
2007 Erster Liese-Prokop-Frauenpreis für ihre Solidarität und ihr Engagement für die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien
2008 Am 7.12. erhält Maria den erstmals vergebenen Preis der „Gustl 58 - Initiative für Herzensbildung“: Wärmflasche gestaltet vom Künstler Erwin Wurm „weil der, der mit dem Herzen offen für Menschen ist, Wärme gibt.“
2009 Übersiedlung in das St. Vitusheim, Laa an der Thaya, in die Nähe ihres Adoptivsohnes Thaddäus Loley.
2012 Am 30. Dezember empfängt Maria die lang ersehnte Jungfrauenweihe gespendet von S.E. Dr. Christoph Kardinal Schönborn.
Trotz ihrer körperlichen Schwäche berät und begleitet sie unermüdlich zahlreiche Menschen in jeglicher Art von Notsituationen. Auch für ihre Mitbewohner im Heim und für viele ihrer Betreuer hat sie stets ein offenes Ohr und ein liebevolles Herz. Durch ihr aufmerksames Zuhören und ihre Anteilnahme schenkt sie Trost, Freude und Hoffnung.
siehe auch Beilage: „Die wahren Revolutionäre“
2014 Maria Loley feiert mit vielen Freunden, der Familie und Weggefährten ihren
90. Geburtstag im Bildungshaus Schloss Großrußbach.
2016 Am Donnerstag, 4. Februar am frühen Morgen schließt die „Grande Dame“ der österreichischen Flüchtlingshilfe für immer ihre Augen.
Kardinal Christoph Schönborn über Maria Loley:
Es gibt sicher wenige Zeitgenossen, die sich in ihrem Leben in solchem Maß dem konkreten Engagement für die Mitmenschen verschrieben haben, wie Maria Loley. Davon zeugt nicht nur die Gründung der „Bewegung Mitmensch“, die unzähligen Menschen in Not, sowohl In- als auch Ausländern in unbürokratischer Weise zu Hilfe kommt. Wie sehr da der Einzelne im Mittelpunkt steht, illustriert Loleys Feststellung: „Wesentlich für diese Hilfe ist die Kontinuität der Beziehung, die Treue zum Menschen.“ Sie verwirklichte damit das in der Katholischen Soziallehre hochgehaltene Prinzip der Solidarität, das dem Einzelnen das Recht auf Befriedigung seiner Grundbedürfnisse zuspricht in vorbildlicher Weise. Dieses Engagement hat ihre gesamte berufliche Tätigkeit geprägt.
Die wahren Revolutionäre
in der Geschichte hätten vermutlich dagegen protestiert, als solche bezeichnet zu werden. Aber ein Vinzenz von Paul, eine Elisabeth von Thüringen, eine Theresa von Kalkutta, ein Frederic Ozanam, eine Maria Loley .... sie haben den Ruf des Evangeliums, wie sie ihn persönlich gehört haben ganz ernst genommen, oft gegen den Widerstand der Frommen und so das Evangelium und dessen Sprengkraft lebendig gemacht. Einer von den erwähnten Personen, Maria Loley bin ich persönlich begegnet. Sie, die ursprünglich den Ruf in den Karmel vernahm und ihn aufgrund gesundheitlicher Grenzen nicht realisieren konnte, gab sich ihr ganzes Leben stets für den jeweils Nächsten hin. Das kostete sie beinahe das Leben.- Aufgrund ihres Einsatzes für Einwanderer war sie eines der Opfer der Briefbombenserie in den 90er Jahren. Auch das konnte sie nicht hindern, ihr Engagement fortzuführen; sie war buchstäblich 24 h am Tag erreichbar für jeden, der sie brauchte, bis ihre ohnehin angegriffenen Kräfte sie niederrangen. Ihren Lebensabend verbringt sie jetzt vor allem als eine große Beterin in einem Pflegeheim außerhalb von Wien. Wenn doch nur jeder von uns den Lazarus vor seiner Tür Tag für Tag wahrnehmen würde oder das Kind, von dem heute in der Messe die Rede war- wie sehr können wir Christen doch diese Welt verändern!
Als Sozialarbeiterin im Altenheim - Zuhören kann Leben retten
Da glaubt man, seinen „Ruhestand“ im Altenheim verbringen zu können. Dann stellt sich heraus, dass man seinem Ruf nicht entlaufen, sich seiner Berufung nicht entziehen kann. Auch nicht im Altenheim. Nichts verbreitet sich heute schneller unter Menschen als die Entdeckung, jemanden zu kennen, der zuhören kann. Wiederholt haben mir Klienten erzählt, dass sie deshalb zu mir gekommen sind, weil ihnen jemand den Rat gegeben hat: Da ist jemand der zuhört, zu dem musst du gehen.
Ein Prinzip meiner Arbeit war es immer, meinem Mitmenschen mit wachem Auge auf Augenhöhe zu begegnen. Der Hausgehilfin in ihrer Position, der Lehrerin in ihrer menschlichen Situation, dem zornigen Vater in seinem Ärger über seinen Buben mit Verständnis für seine Wut. Zu erspüren, welche Art der Zuwendung jeder einzelne braucht. Größte Bedachtnahme verwende ich, dass meine Zuwendung niemals ein Alibi-Angebot wird. Ich muss dem anderen dort begegnen, wo er seine Not leidet. Und das verlangt nichts mehr als eine unbegrenzte innere Offenheit. Ich muss erspüren, wie das oder jenes Wort vom anderen empfunden wird, nicht wie ich es meine, einschätze. Wie es beim anderen ankommt, dafür muss ich ein Sensorium entwickeln. Letztlich kann ich dieses Sensorium nur von Gott bekommen, denn er hat den anderen so gemacht, wie er ist.
Mit dieser Form der Annahme bekommt mein Gegenüber das Gefühl willkommen zu sein, ernst und wichtig genommen zu werden. Als einmaliges Geschöpf unter allen Menschen. Unabhängig von meiner eigenen Beziehung zu Gott, sehe ich den Anderen als einzigartiges, von Gott geschaffenes und mir in einem bestimmten Anliegen anvertrautes Wesen. Solches Entgegenkommen ermutigt mein Gegenüber sich zu öffnen, vor mir seine Sorgen und Nöte anzuvertrauen. Ich muss erfühlen können, wie er empfindet, denkt, einschätzt, beurteilt, wie ihn seine Lebenserfahrung geprägt hat und vielleicht gefangen hält. Seine Grenzen sind Folge seiner Lebensumstände.
Vor einiger Zeit wurde eine Frau, die in ihrem Leben nicht mehr weiterwusste, zu mir geschickt.
Sie nahm Platz und fing an zu reden und zu reden und zu reden. Ich hörte nur zu. Nach geraumer Zeit stand sie auf mit der Bemerkung: „Jetzt weiß ich, wie es weitergehen kann“ und mit den Worten, „Danke, dass Sie mir so lange zugehört haben“, ging sie weg.